Protest gegen isolierten Unterricht für Asylkinder in Genf: „Nein zu CFA-Zentren!“
Im Kanton Genf sorgt das isolierte Bildungssystem für Kinder von Asylsuchenden im Bundesasylzentrum (CFA) im Stadtteil Grand-Saconnex für große öffentliche Empörung. Am 3. Juni protestierte eine breite Gruppe aus Lehrkräften, Gewerkschaften, Vereinen und Bürger*innen mit einer Pressekonferenz im Genfer Stadtzentrum gegen die Maßnahme.
Eine Petition mit über 6.500 Unterschriften wurde dem Großen Rat des Kantons Genf übergeben. Sie fordert ein Ende des diskriminierenden Schulsystems innerhalb der CFA-Zentren.
Die Aktivist*innen kritisierten, dass dieses Modell Kinder gesellschaftlich ausschließe, ihr Recht auf Integration verletze und das Prinzip der Chancengleichheit im Bildungswesen missachte.
„CFAs sind nicht nur Gebäude, sondern Symbole eines Isolationsregimes“
Die Initiative Stop N Delay, bestehend aus Geflüchteten mit N-Ausweis, sprach sich nicht nur gegen das Bildungssystem, sondern gegen die Existenz der CFA-Zentren insgesamt aus. Die Erklärung der Initiative wurde von Deniz Özcan verlesen, die französische Version folgte durch Zelal Karataş vom Kollektiv Pangea.
In der Erklärung heißt es: „Diese Zentren sind nicht einfach nur Gebäude. Sie sind Symbole eines Systems von Isolation, Überwachung und Entrechtung. CFA-Zentren dienen dazu, Geflüchtete unsichtbar zu machen – fernab der Städte, außerhalb des Blickfelds der Öffentlichkeit.“
„Nein zur Isolationspolitik!“
„Wir sind keine Akten, die in Regalen verstauben. Wir existieren, wir leben und wir fordern ein würdevolles Leben. Nein zu CFA-Zentren! Nein zur Isolationspolitik! Ja zu Menschen, die für ihre Würde kämpfen – statt auf einen Status reduziert zu werden!“
Die Initiative Stop N Delay wies darauf hin, dass am selben Tag auch in anderen Kantonen, Stadtzentren und Lagern parallele Aktionen stattfanden. Dies sei Teil eines selbstbestimmten Kampfes der Geflüchteten.
Das hybride Modell des Bildungsdepartements überzeugt nicht
Als Reaktion auf die wachsende Kritik hatte das Genfer Bildungsdepartement (DIP) ein hybrides Modell vorgestellt: Grundschulkinder sollen teilweise im Zentrum unterrichtet, teilweise in kantonale Schulen integriert werden; Sekundarschüler*innen sollen vollständig in das kantonale Bildungssystem aufgenommen werden.
Zahlreiche zivilgesellschaftliche Organisationen bezeichneten den Vorschlag als „halbherzige Lösung“. Lehrkräfte betonten, dass Diskriminierung bestehen bleibe, die räumlichen Bedingungen der CFA-Zentren nicht den pädagogischen Anforderungen entsprächen und soziale Ausgrenzung dadurch verstärkt werde.
„Öffentliche Bildung ist für alle Kinder da – ohne Ausnahme“
Anne Thépaut, Präsidentin der Bildungskommission des Kantons Genf, äußerte sich deutlich: „Die öffentliche Schule muss allen Kindern offenstehen – unabhängig von ihrer Herkunft. Das isolierte Modell der CFA-Zentren schließt Kinder aus und verhindert ihre gesellschaftliche Teilhabe.“
Bericht: PangeaKolektif-Presse