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küflü duvar ve örümcek ağlı pencere

Wehrlose Geflüchtete werden in einem schimmeligen Gebäude dem Tod überlassen

Von Serap Atkan und Edith Bourhoumi

 

"Ich war ein unabhängiger Journalist und Universitätsstudent, der sich für die Arbeits- und Menschenrechte in der Türkei einsetzte. In den frühen Morgenstunden wurde ich von Polizeibeamten in Zivil wegen meiner Berichterstattung unrechtmäßig aus meiner Wohnung geholt. In dieser Nacht, in der ich dachte, man würde mich töten, begann meine Reise ins Ungewisse. Meine unrechtmäßige und ungerechte Inhaftierung dauerte etwa eine Woche mit Folter und Todesdrohungen. Sie brachten mich definitiv nicht auf eine Polizeistation. Es war ein Folterkeller. Ich war physischer und psychischer Gewalt in einer menschenunwürdigen Umgebung ausgesetzt. Ich blieb tagelang mit Hunden in dieser verfallenen, muffig riechenden Hütte, die keine Sonne sah. Am Dienstag um 10 Uhr warfen mich die Luzerner Migrationsbehörden schnell in das rostige, leere, nach Pilzen und Schimmel riechende Gebäude, in dem ich jetzt bin, als ob sie mich abwimmeln und keine meiner Fragen beantworten wollten, und gingen. Dieser Vorgang ist meiner Inhaftierung in der Türkei sehr ähnlich. Ich fühle mich gedemütigt und bin psychischer Gewalt in der Schweiz ausgesetzt, wohin ich gekommen bin, um Schutz zu erhalten. Das ist eine sehr traurige Situation", erklärt Serap Atkan, wie dieses verschimmelte Lager ihre Traumata ausgelöst hat.

 

Seit Dienstag sind zwei Familien, darunter zwei Kleinkinder, in einer verlassenen Schule in Malters im Kanton Luzern untergebracht. Die einzige Heizquelle bietet ein kleiner Wärmestrahler. Den hatte ein Geflüchteter in einem Zimmer der Schule gefunden. Das Gebäude ist baufällig, es gibt kaputte Fensterscheiben, Spinnennetze, Ungeziefer und Schimmel. Auf warmes Wasser wartet man vergebens. Es riecht modrig, die Bettwäsche ist feucht. Deckenlicht gibt es nur vereinzelt.

 

“Wenn wir uns beschweren, wird der Sozialdienst sagen: Kroatien ist für euch verantwortlich.”

 

Vor einer Woche wurden die Geflüchteten vom Sozialdienst informiert, dass sie in eine neue Unterkunft transferiert werden sollen. In dem Haus in Büron, wo sie bis dahin lebten, sollte Platz für andere Geflüchtete gemacht werden.

 

Am Dienstag, 28.05.24 wurden sie von zwei Frauen zu ihrer jetzigen Unterkunft gefahren. “Sie haben uns ausgeladen und sind fluchtartig verschwunden”, berichtet eine Geflüchtete. “Während der Fahrt versprachen sie uns noch, sie würden uns Putzmittel bringen." Seither haben die Geflüchteten nichts mehr von den Frauen gehört. Sie wissen nicht, wen sie kontaktieren können. “Und sollten wir uns jemals beschweren, werden sie uns sagen, dass Kroatien für uns zuständig ist”, sagten die Geflüchteten resigniert.

 

Den Geflüchtete fehlt es an psychologischer Unterstützung und sie befinden sich in ständiger Angst

 

Die Geflüchteten gelten als “klare” Dublin- Fälle, da ihre Fingerabdrücke in Kroatien registriert sind. “Dass diese Fingerabdrücke unter Zwang abgenommen wurden, interessiert in der Schweiz niemanden", sagen die Geflüchteten. Zudem leiden die Menschen unter psychischen Problemen. “Die Flucht hat uns einiges abverlangt”, sagen sie, “ und die Lebensumstände in der Schweiz tun ihr Übriges. Wir können nicht schlafen, und wenn, dann wachen wir von Albträumen geplagt auf. Wir warten seit Monaten auf psychologische Betreuung und werden stets vertröstet.”

 

Wie lange die Geflüchteten noch in dieser baufälligen, schimmligen Unterkunft ausharren müssen, ist unklar. Niemand informiert die vulnerablen Menschen über ihr Schicksal oder ihren Asylstatus. Abschiebungen finden meist mitten in der Nacht statt, verborgen vor der Öffentlichkeit. Die Angst ist der ständige Begleiter der Geflüchteten.

 

Für menschenwürdige Lebensbedingungen sorgen!

Kroatien soll das Dublin-Verfahren beenden!

Die Schweiz soll das Asylgesuch ohne weitere Traumatisierung prüfen!

Eine sichere und faire Aufnahme erfüllt ihre Forderungen!