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Basel: Treffen „Faschismus Verstehen und Gegenmacht Aufbauen“ – Antifaschistische Strategien wurden diskutiert

Der Aufstieg der Rechten in Europa und der Aufbau eines Solidaritätsnetzwerks gegen lokale faschistische Organisierungen standen im Fokus: In Basel wurden antifaschistische Strategien auf den Tisch gelegt.

 

Die von Basels starke Alternative (BastA) organisierte Veranstaltung „Politikhaus: Faschismus Verstehen – Gegenmacht Aufbauen“ fand am Samstag, dem 15. November, im Vereinslokal von Dem-Kurd statt. BastA! ist ein in Basel verankerter, ökosozialistischer und feministischer politischer Akteur, der radikale Umverteilung, soziale Gleichheit und demokratische Teilhabe verteidigt. Die Partei arbeitet solidarisch mit antirassistischen, queeren und ökologischen Bewegungen zusammen.

 

Die Veranstaltung begann um 13:00 Uhr mit der Ankunft der Teilnehmenden, und um 14:00 Uhr startete das offizielle Programm. Auf der Tagesordnung standen rechtspopulistische Tendenzen in Europa, die Struktur faschistischer Netzwerke in der Dreiländereck-Region sowie lokale Strategien zum Aufbau von Gegenmacht.

 

Eröffnung und Solidaritätsbotschaften: Oliver Bolliger

 

Die Veranstaltung wurde von BastA!-Präsident Oliver Bolliger eröffnet. Bolliger begann mit einem Dank an alle, die zur Organisation beigetragen hatten. Besonders hervorgehoben wurden diejenigen, die bei der Vorbereitung mitgewirkt, Übersetzungen übernommen und die Unterstützung von PangeaKolektif geleistet hatten. Bolliger betonte die Bedeutung von Solidarität im antifaschistischen Kampf.

 

„Faschistische Netzwerke im Dreiländereck“ – Lotta Maier

 

Den ersten Vortrag hielt Lotta Maier. Maier thematisierte zunehmend sichtbare, gewaltbereite rechte Strukturen in der Dreiländereck-Region sowie deren Verbindungen untereinander und in die etablierte Politik sowie zu internationalen Netzwerken. Sie sprach über seit vielen Jahren diskutierte Verschwörungsszenarien und deren politische Auswirkungen.

 

Maier sprach über die Auswirkungen der Trump-Ära auf Europa und über den wachsenden Druck auf kritische Medien. Journalist*innen, die kritisch berichten, würden international zunehmend unter Druck gesetzt. Besonders in den USA würde versucht antifaschistische Arbeit, als terroristisch zu diffamieren. Sie teilte einen persönlichen Wendepunkt aus ihrer politischen Geschichte: Nach dem Angriff auf ein Asylbewerberinnenheim am 23. November 1992 habe sich die rechtsextreme Gewalt in Deutschland deutlich verstärkt. Es war der Beginn der „Baseballschläger-Jahre“, die sie schliesslich auch in die Emigration zwangen.

 

In ihren Schilderungen zu den im Dreiländereck agierenden autoritären Gruppen zeigen sich zwar unterschiedliche Tätigkeitsbereiche und Strategien, aber es lassen sich ideologische Parallelen ziehen: Frauenfeindlichkeit, Queerfeindlichkeit, patriarchale Männlichkeitsbilder und Hass auf „Andere“.

„Wir wissen sehr genau, woher diese Atmosphäre kommt, und wir spüren sie alle“, schloss sie ihren Beitrag.

 

„Was ist Faschismus heute?“ – Prof. Dr. Alex Demirović

 

Um 15:30 Uhr sprach Prof. Dr. Alex Demirović. Er erläuterte, dass klassische Faschismusdefinitionen unzureichend seien, um heutige autoritäre Tendenzen der Rechten zu erklären, und dass es eine neue Faschismustheorie brauche. Der Aufstieg rechter Kräfte in Europa, die gesellschaftliche Verankerung von Parteien wie AfD und SVP sowie die feine Linie zwischen Autoritarismus und Faschismus wurden diskutiert.

 

Demirović sprach über Neonazi-Milieus in den USA, paramilitärische rechte Gruppen und deren Verbindungen zu staatlichen Apparaten. Besonders bei international wirksamen autoritären Akteuren zeigt sich eine enorme Verstrickung politischer Macht mit Kapitalinteressen. Beispielhaft skizzierte er dabei, dass der Schweizer Aussenminister Guy Parmelin bei einem Staatsbesuch betreffend der Schweizer US-Zölle von einem Unterhändler empfangen wurde, während US Präsident Donald Trump eine Schweizer Multimillionärsdelegation, die ebenfalls Gespräche zum Thema Zölle führen wollte, persönlich empfing. In solchen Gesten zeigt sich nicht nur eine abschätzige Haltung gegenüber Demokratischen Institutionen, sondern auch symbolisch wessen Interessen durch die aktuelle US-Administration als politisch relevant betrachtet werden. Aber auch in Europa spitzen sich Verteilungskonflikte zu. Die politisch herrschende Klasse ist nicht mehr in der Lage multiplen Krisen des Kapitalismus zu managen ohne Profitverluste in Kauf zu nehmen. Besonders zeigt sich dies am Beispiel der Klimakrise.
In seinem Beitrag warnte Demirovic auch vor der strukturellen Verankerung rechter Akteure in den Parlamenten, da diese genutzt werden, um institutionelle Macht bspw. in Parlamenten, Verwaltung, Polizei und Militär aufzubauen. Er schloss mit einer kritischen Frage:

 

„Wie sollten wir das, was wir heute erleben, benennen? Ist dies ein Aufstieg des Neofaschismus? Eine historische Wiederholung? Oder eine andere Form der Transformation?“

 

Gemeinsames Essen und Workshops

 

Nach den Vorträgen kamen die Teilnehmenden bei einem gemeinsamen Essen zusammen, bevor sie um 18:00 Uhr in die Workshops starteten. Dieses Treffen bot Gelegenheit zum Austausch und zur Stärkung des Solidaritätsgefühls.

 

Workshop-Themen:

 

Lokale antifaschistische Organisierung – Lotta Maier:
Diskussion zu Solidarität, Bildung und Organisierung in den Stadtteilen.

 

Gesellschaftlicher Antifaschismus und Demokratisierung – Franziska Stier:
Wie der gesellschaftliche Boden, aus dem Faschismus erwächst, transformiert werden kann und welche Rolle nachbarschaftliche Solidarität dabei spielt.

 

Offene Werkstatt: Teilnehmende teilten eigene Erfahrungen, Vorschläge und Pläne; ein Raum für spontane Beiträge und Vernetzung entstand.

 

Die Veranstaltung endete mit der Möglichkeit, antifaschistische Strategien zu diskutieren, lokale Solidaritätsnetzwerke zu stärken und konkrete politische Schritte zu entwickeln.

 

PangeaKolektif – Einschätzung

 

Als PangeaKolektif nahmen wir am von der links-ökologischen Basler Partei Basels starke Alternative (BastA!) organisierten Treffen „Faschismus Verstehen und Gegenmacht Aufbauen“ teil. Wir betrachten diese Veranstaltungen insbesondere aus der Perspektive von Geflüchteten und Migrantinnen als äußerst wertvoll. Denn einer der ersten Zielpunkte des in Europa wachsenden Rassismus und der rechtspopulistischen Bewegungen sind leider Geflüchtete und Migrantinnen. Die Informationen, die wir im Laufe des Seminars erhielten, verdeutlichten erneut, wie dringlich und umfassend die in diesem Bereich zu führenden Kämpfe sein müssen.

 

Wir beteiligten uns besonders an den Workshops zur Bildung antifaschistischer Netzwerke und brachten dort unsere Beiträge ein. Als migrantische Selbstorganisation PangeaKolektif sind wir überzeugt, dass wir eine kritische Rolle beim Aufbau dieser Netzwerke spielen können. Zu unseren Vorschlägen gehören die Identifikation lokaler faschistischer Strukturen, die Festlegung von Sprach- und Kommunikationsstrategien, Informationskampagnen, unsere Organisationsformen vor Ort sowie die allgemeine Ausarbeitung des Rahmens.

 

Denn wir sehen klar, dass Rassismus und rechtspopulistische Bewegungen in Europa nicht nur Geflüchtete, sondern auch Sozialistinnen, Demokratinnen, LGBTI+-Personen und Frauen unter Druck setzen und Handlungsspielräume einschränken. Daher ist der Aufbau eines antifaschistischen Netzwerks kein Luxus, sondern eine Notwendigkeit. Als PangeaKolektif verpflichten wir uns dazu, ein aktiver Bestandteil und Organisator dieses Prozesses zu sein. Wir werden unser Möglichstes tun, um die Teilnahme zu erhöhen, uns auf alle Kantone auszuweiten und die Kontinuität sicherzustellen. Dieses Seminar ist für uns erst der Anfang – und wir verspüren große Verantwortung und Hoffnung, Teil dieses Anfangs zu sein.

 

Wir bedanken uns bei dem BastA!-Team, das die Veranstaltung organisiert hat, sowie bei den weiteren teilnehmenden Institutionen.

 

PangeaKolektif