Menschenrechtsverletzungen im Flüchtlingslager Uznach: „Zwangsarbeit ist keine Integration – Wir sind Geflüchtete, keine Sklaven“
Im zum Kanton St. Gallen gehörenden Asylzentrum Linth in Uznach erheben Geflüchtete ihre Stimmen gegen Menschenrechtsverletzungen, die unter dem Namen „Integrationsprogramm“ stattfinden: Zwangsarbeit, wirtschaftliche Sanktionen und zuletzt die überraschende Abschiebung weiblicher Geflüchteter ohne Vorankündigung.
Seit fast zwei Jahren werden im Asylzentrum Linth in Uznach systematische Menschenrechtsverletzungen dokumentiert.
In einer am 20. Mai 2024 eingereichten Petition, unterzeichnet von Dutzenden Geflüchteten, werden Zwangsarbeit, Lohnabzüge und Isolationsmaßnahmen als klare Verstöße gegen die Menschenrechte bezeichnet.
Besonders besorgniserregend ist, dass die Geflüchteten keinerlei Arbeitsschutz oder Versicherung haben. Wenn ein Unfall passiert – jemand verliert eine Hand oder ein Auge – wird dies nicht einmal als Arbeitsunfall registriert.
Ein Beispiel: M.Y. erlitt während der Küchenarbeit zweimal Verbrennungen an Händen und Füßen, nachdem heißes Wasser verschüttet wurde. Er wurde nicht ins Krankenhaus gebracht, sondern nur von Lagerpersonal notdürftig verbunden.
Seit 2024 protestieren Geflüchtete gegen diese als „Integration“ bezeichnete Zwangsarbeit und ökonomische Bestrafung.
Zwangsarbeit als „Integration“ verkauft
In ihrer Antwort vom 6. Juni 2024 bezeichnete die Lagerleitung diese Maßnahmen als „Integrationsprogramm“.
Geflüchtete sollten durch Arbeit in Reinigung, Küche, Schneiderei oder Pflege „Verantwortung und Pünktlichkeit – Schweizer Werte“ lernen.
Doch laut Petition sind diese Programme nicht freiwillig:
Wer sich weigert zu arbeiten, dem wird die Unterstützung gekürzt (von 64,40 Franken auf 22,40 Franken pro zwei Wochen – also weniger als 45 Franken im Monat).
Zudem droht die Leitung mit Verlegung in das Lager Sonnenberg Vilters.
Integration bedeutet jedoch mehr als Arbeit:
Sie ist ein gegenseitiger Prozess des Kennenlernens und kulturellen Austauschs.
Zwangsarbeit für 1,50 Franken pro Stunde ist keine Integration, sondern Ausbeutung.
Wenn dies als „Integration“ bezeichnet wird, ist das eine unzulässige Verdrehung.
Wir sind Geflüchtete, keine Sklaven.
1. Erste Petition – „Niemand darf zur Arbeit gezwungen werden“
In der ersten Petition vom 20. Mai 2024 heißt es:
„Niemand darf zur Arbeit gezwungen werden. Integration kann nicht durch Zwangsarbeit und soziale Isolation erreicht werden.“
Die Geflüchteten klagen über Löhne von 1,50 Franken pro Stunde, über Sanktionen bei Arbeitsverweigerung und Drohungen mit Abschiebung in Straflager.
Fragen an die Leitung:
Auf welche Gesetze stützt sich diese Praxis?
Warum werden die gekürzten Beträge nicht schriftlich erklärt?
Erhält das Lager Zuschüsse für diese Arbeitsprogramme?
2. Antwort der Lagerleitung – „Schweizer Werte lernt man durch Arbeit“
In der Antwort vom 6. Juni 2024 heißt es:
„Geflüchtete lernen durch Arbeit Verantwortung, Pünktlichkeit und Teamarbeit – Werte, die man nicht nur im Sprachkurs, sondern auch in Arbeitsprogrammen vermittelt.“
Diese Aussage rechtfertigt Zwangsarbeit unter dem Deckmantel der Integration.
Zudem wurde offen mit Verlegung nach Sonnenberg Vilters gedroht – eine eindeutige Strafe.
3. Antwort der Geflüchteten – „Schweizer Kultur bedeutet nicht, für 1,50 Franken wie ein Sklave zu arbeiten“
In der zweiten Petition vom 26. Juli 2024 erklärten die Geflüchteten:
„Schweizer Kultur zu lernen bedeutet nicht, Toiletten für 1,50 Franken pro Stunde zu reinigen. Integration darf nicht mit Ausbeutung verwechselt werden.“
Sie betonten:
„Integration ist nicht nur Sprachunterricht, sondern Begegnung, kultureller Austausch und gemeinsames Leben.“
Und sie fragten:
„Wenn Integration so wichtig ist – warum gibt es keine sozialen Aktivitäten? Warum keine Räume für echten Austausch?“
4. Schweigen und Überheblichkeit der Behörden
Am 29. Juli 2024 antwortete das Migrationsamt des Kantons St. Gallen lediglich:
„Da Sie keine neuen Informationen vorlegen, verweisen wir auf unsere vorherige Antwort.“
Alle konkreten Fragen – Rechtsgrundlage, Finanzen, Löhne, Menschenwürde – blieben unbeantwortet.
5. Interview und Repressalien – „Wie ein offenes Gefängnis“
Am 22. Mai 2025 veröffentlichte PangeaKolektif ein Interview unter dem Titel:
„Leben im Flüchtlingslager Uznach: wie ein halboffenes Gefängnis“.
Bewohner M.Y. sagte:
„Außer dem Sprachkurs arbeiten wir ständig. Wir sind völlig isoliert – es ist wie ein halboffenes Gefängnis.“
Kurz danach wurde M.Y. von der Leitung vorgeladen und mit Abschiebung bedroht.
Am 22. Oktober 2025 mussten M.Y. und eine weitere Frau das Lager unter Polizeibegleitung innerhalb einer Stunde verlassen.
Die Begründung:
„Da Sie sich weigern, an den Integrationsprogrammen teilzunehmen, werden Sie nach ANZ Sonnenberg Vilters verlegt.“
Ein offizieller Entscheid lag nicht vor; die angebliche Begründung war juristisch ungültig.
6. Der wahre Sinn von Integration
Die Lagerleitung hat den Begriff „Integration“ zu einem Disziplinierungsinstrument gemacht.
Echte Integration ist jedoch ein gegenseitiger Prozess – kein einseitiger Zwang.
Integration bedeutet:
Sprachförderung,
soziale Teilhabe,
kultureller Austausch,
Respekt und Gleichberechtigung.
Zwangsarbeit für 1,50 Franken pro Stunde ist keine Integration, sondern Arbeitsausbeutung.
Wir sind Geflüchtete, keine Sklaven.
7. Forderungen
Sofortige Beendigung der Zwangsarbeit.
Rechtssichere Arbeitsbedingungen und faire Entlohnung nach Schweizer Standard.
Schriftliche, begründete Erklärungen für Sanktionen und Verlegungen.
Zugang zu sozialen, kulturellen und sprachlichen Teilhabeangeboten.
Unabhängige Menschenrechtsbeobachtung und Transparenz.
Disziplinarmaßnahmen gegen Verantwortliche, die Grundrechte verletzen.
Recht auf Ausbildung, Arbeit und Praktika unter menschenwürdigen Bedingungen.
Schlussfolgerung
Der Fall Uznach zeigt, wie der Begriff Integration in sein Gegenteil verkehrt wurde:
Isolation statt Teilhabe, Zwang statt Lernen, Strafe statt Solidarität.
Geflüchtete werden nicht integriert, sondern als billige Arbeitskräfte missbraucht.
Diese Stimmen müssen gehört werden – sie fordern nichts weiter als Würde, Freiheit und Gerechtigkeit.
„Wir sind Geflüchtete, keine Sklaven.“
Wir planen eine Solidaritätsaktion gegen die Menschenrechtsverletzungen im Flüchtlingslager Uznach. Ort und Datum – folgt in Kürzen. Die Solidarität wächst – keine Stimme wird zum Schweigen gebracht.